Mit den Worten „Man muss einfach nur ihre Kinder stehlen …“, definierte zu Beginn der 1980er Jahre der Pop-Musiker David Crosby von der Rockgruppe „Crosby Stills and Nash“ das Ziel seiner Musik. „Wenn ich das sage“, fuhr er fort, „dann meine ich nicht kidnappen. Ich spreche einfach nur von der Veränderung ihres Wertesystems. Das trennt sie in wirksamer Weise von der Welt ihrer Eltern.“ [1]
Diese Aussage, die nicht untypisch ist für die Popkultur des 20. Jahrhunderts, wurde oft nur als Zeichen einer „rebellischen Jugendkultur“ abgetan. Doch dahinter scheinen inzwischen System und Planung zu stecken, und zwar von höchster Stelle.
Am 18. Mai 1996 urteilte der Oberste Gerichtshof in Texas, dass das Recht eines Lehrers zur freien Meinungsäußerung im Klassenzimmer höher zu bewerten sei als die persönlichen Überzeugungen der Eltern. Die Richterin, Melinda Harmon, begründete ihr Urteil mit den Worten: „Eltern geben ihre Rechte auf, sobald sie ihre Kinder an eine öffentliche Schule schicken.” [2]
Noch präziser hatte Paul Haubner von der National Education Association of America die Entmündigung der Eltern erklärt. Schon Jahre zuvor hatte er geschrieben: „Die Schulen können nicht zulassen, dass Eltern die Art der schulischen Werte-Erziehung ihrer Kinder beeinflussen. Das ist es, wo jene falsch liegen, die behaupten, es gäbe ein universal gültiges System von Werten. Unsere Ziele sind unvereinbar mit den ihren. Wir müssen ihre Werte ändern.“ [3]
Es geht hier also um eine Verschiebung der Autoritäten in der Erziehung, die selbst von der Justiz untermauert wird. Und das ist ganz im Sinne der UNESCO. Der Slogan der UNICEF, „Jedes Kind ist unser Kind“, erhält plötzlich eine ganz neue Bedeutung – eine Bedeutung, die sich klar entfernt hat vom Christentum der Bibel. Dort heißt es nämlich eindeutig, dass Eltern die wichtigsten Lehrer ihrer Kinder sind: „Ihr Väter, […] erzieht eure Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“ (Epheser 6,4) [4]
Nach der Richterin Harmon und dem Bildungspolitiker Haubner sind es nicht grundsätzlich die elterlichen Werte im Allgemeinen, die ein Problem darstellen, sondern vielmehr die Werte von Eltern, die an ein „universell gültiges System von Werten“ glauben – mit anderen Worten: Eltern, die an absolute Wahrheit und Werte glauben, die über kulturellen, nationalen oder auch religiösen Empfindungen stehen. Ein Jesus, der von sich behauptet, „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich!“[5], hat keinen Raum mehr im sogenannten Welt-Kernlehrplan der Vereinten Nationen. Mehr noch: Er wird gefährlich, weil er der globalen Bildungs- und Erziehungsphilosophie zuwiderläuft.
Es verwundert daher nicht, dass eine der Schlüsselfiguren der Erziehungswissenschaften des 20. Jahrhunderts (er hat am UNESCO-Bildungsplan mitgearbeitet), der Psychologe Benjamin Bloom, schreibt: „Der Zweck der Bildung und der Schulen ist, die Gedanken, die Gefühle und das Handeln der Schüler zu verändern. […] Ein Schüler erreicht ein Denken höherer Ordnung, wenn er nicht mehr an ein Richtig oder Falsch glaubt.“[6]
Es geht also um ein Abrücken von den unveränderlichen christlichen Werten der Eltern und ein Hin zu einem fließenden, wandelbaren Verständnis von Wirklichkeit und Wahrheit. Hin zu einem moralischen Relativismus, der tiefer in die Umstrukturierung unserer Familie und Gesellschaft eingreift, als von den meisten wahrgenommen wird. „Total global“ ist die Vision des Welt-Kernlehrprogramms, das jede Schule und Universität weltweit umsetzen soll. Es drängt sich jedoch die Frage auf: Was ist der ideologische Unterbau dieser neuen Pädagogik?
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erleben wir geradezu eine Informationsexplosion. Noch nie stand uns so viel Wissen zur Verfügung! Hochleistungs-Computer, komplexe Satellitensysteme und kabellose Datenübertragungen haben unsere Welt zu einem globalen Dorf gemacht. Ob aus dem Weißen Haus in Washington, von den Schlachtfeldern Iraks, dem Petersplatz in Rom oder auch direkt aus dem Wohnzimmer der Familie Müller: Wo und wann immer etwas los ist – wir können dabei sein. Wir sind informiert! Zumindest wird uns das eingeredet.
Doch welchen Wahrheitsgehalt haben die Informationen, die wir erhalten? Und ist das, was wir für Wahrheit halten, die ganze Wahrheit? Kommerz, Unterhaltung, gezielte Desinformation und oft als „wissenschaftlich“ getarnter Irrglaube haben dazu beigetragen, dass unsere Informationsgesellschaft leichtgläubiger ist denn je. Wir sind weit davon entfernt, wirklich zu verstehen, was heute geschieht. Durch die Massen- und Unterhaltungsmedien im Denken geformt, befinden wir uns in einer ernsten Krise: Wir drohen unser kritisches Denken zu verlieren. Es fällt uns immer schwerer, zu entscheiden, ob etwas wahr oder auch moralisch richtig ist.
Vor unseren Augen und dennoch unsichtbar vollzieht sich ein schleichender Wandel all dessen, was einst sicher war. Dieser Wandel vollzieht sich in vielen Bereichen und auf allen Ebenen. Dabei wird das ursprünglich christlich-biblisch geprägte Welt- und Menschenbild unseres Kulturkreises allmählich, aber systematisch durch ein von den Vereinten Nationen entwickeltes globales Menschheitsideal ersetzt. Dass diese Veränderung nicht allein durch Medien erreicht werden kann, sondern ein tiefes Eingreifen in die nationalen Bildungs- und Erziehungskonzepte auf globaler Ebene erfordert, versteht sich von selbst. Auf welchen Wegen dies geschieht, welche unmittelbaren Veränderungen damit einhergehen und was der ideologische Unterbau dieser Transformation ist, soll hier erörtert werden.
Schon vor Jahrzehnten begann eine weltweit angelegte Bildungsreform, in der es im Grunde genommen weniger um Bildung, als vielmehr um die Erschaffung eines neuen Menschenbildes geht. Durch eine sozialpolitische Manipulation, auch social engineering[7] genannt, aber auch durch die Neudefinierung ethischer Werte soll eine neue globale Gesellschaft geschaffen werden. Dabei ist das Ziel eine humanistisch-evolutionäre Veränderung des Bewusstseins. Auf diese Weise soll letztendlich eine „bessere und aufgeklärte Welt“ geschaffen werden. So fordert das Council for Global Education (CGE)[8] einen neuen Bildungsplan, der „auf neuen Zielen für ein neues und aufgeklärtes Jahrhundert basiert. Um dies zu erreichen, hat das CGE ein globales Erziehungsmodell entwickelt, das auf universellen Werten und einem globalen Verständnis beruht …“[9]
Die Vorlage dieses Bildungsplanes lieferte Robert Muller, ehemals Assoziierter Generalsekretär der Vereinten Nationen. Muller war maßgeblich an der Gründung internationaler Gremien beteiligt, darunter das UN-Entwicklungsprogramm, das Welternährungsprogramm, der UN-Bevölkerungsfonds und die Weltjugendversammlung. Er schuf auch den sogenannten „Welt-Kernlehrplan“ (World Core Curriculum[10]), der ihm 1989 den UNESCO-Preis für Friedenserziehung einbrachte.
Die Umsetzung seines globalen Bildungsplans strebte Muller für das frühe 21. Jahrhundert an. Im World Core Curriculum hieß es schon damals: „Ein Welt-Kernlehrplan mag heute noch utopisch erscheinen. Aber zum Ende des Jahres 2000 wird er Realität sein, tägliche Realität in allen Schulen der Welt.“[11] Tatsächlich ist dieser Kernlehrplan heute die Grundlage des Bildungs- und Erziehungsmodells der Vereinten Nationen und der weltweit gegründeten sogenannten „Friedensschulen“. Auch in Deutschland ist er weitgehend in die Lehrpläne der meisten Schulen eingeflossen.
Als geistige Grundlage für seinen Bildungsplan hielt Muller eine pantheistische Evolution für am besten geeignet: „Ich glaube, die grundlegendste Sache, die wir heute tun können, ist, an die Evolution zu glauben.“[12] Doch sein Evolutionsverständnis wollte er nicht nur biologisch verstanden wissen, sondern auch spirituell. Man muss wissen: Muller ist ein Vertreter des New Age und Anhänger der theosophisch-okkulten Lehren von Helena Blavatsky[13] und Alice A. Bailey.[14]
In einer Rede vor der UN fasst Muller den philosophischen Unterbau seines Konzepts zusammen: „Wir brauchen eine neue Welterziehung. Unsere globale Erziehung, nämlich die Erziehung der Kinder hin zu einem globalen Zuhause und hin zu einer Familie der Menschheit, macht gute Fortschritte. Aber wir müssen darüber hinausgehen. Wir brauchen die kosmische Erziehung.“[15] Was genau meinte er damit? An anderer Stelle schreibt er: „Die zugrunde liegende Philosophie, auf der die Robert-Muller-[Friedens]-Schule basiert, findet sich in den Lehren der Bücher von Alice Ann Bailey, die ihr durch den tibetischen Lehrer Djwhal Khul vermittelt wurden.“[16] Dabei muss man wissen: Djwhal Khul ist kein lebender Mensch, sondern einer der sogenannten „Aufgestiegenen Meister“, die angeblich Jahrhunderte alt sind und nicht dem Tod unterliegen, sich materialisieren und an mehreren Orten gleichzeitig sein können. 80 % ihrer Bücher wurden Bailey nach eigener Aussage durch sogenanntes okkultes Channeling übermittelt.
Damit offenbart Muller, dass er sich in seinem Welt-Kernlehrplan zu den okkult-esoterischen Lehren der Theosophie bekennt. Man bedenke, dass dieser Lehrplan von der UNESCO ausgezeichnet wurde und als Modell für ein weltweites Erziehungsprogramm dient.
Mullers Vision eines Weltbildungsprogramms reicht jedoch noch weiter. Er scheint es als Aufgabe der Vereinten Nationen zu sehen, eine „globale Spiritualität“ und eine „planetare Zivilisation“ zu schaffen: „Ich hätte nie gedacht, dass ich in den Vereinten Nationen Spiritualität entdecken würde … Im Moment erleben wir gerade ihre Renaissance in einem globalen, planetarischen Zusammenhang.“[17] „Sind wir nicht die Partner, die Teilhaber und die Instrumente von etwas, das weit über uns hinausgeht, das vor langer Zeit begann und das in eine größere, schönere, höher entwickelte planetare Zivilisation führen wird?“[18] Die neue globale Spiritualität unter dem Dach der UN als Höherentwicklung der menschlichen Zivilisation?
Dass Muller in den Vereinten Nationen tatsächlich eine Art Verkörperung göttlicher Autorität sieht, zeigt seine Bemerkung: „Es gibt ein berühmtes Gemälde und Poster. Es zeigt Christus, wie er an dem UN-Hochhaus anklopft, um es zu betreten. Ich stelle mir oft ein noch treffenderes Bild vor, nämlich von einer Form der Vereinten Nationen, die der Leib Christi ist.“[19]
Die Vereinten Nationen also als Verkörperung Christi? Anders formuliert wäre dies die Ablösung der Gemeinde Christi durch die Vereinten Nationen – ein Gedanke, der auch anderen zu gefallen scheint. Im Juni 2014 sagte der ehemalige israelische Staatspräsident Shimon Peres zu Papst Franziskus: „Was wir heute brauchen, ist eine Organisation der Vereinten Religionen, die Vereinten Nationen der Religionen.“[20] Und an der Spitze einer solchen Organisation stellt er sich den Papst vor. Der Papst als Haupt und Vertreter aller Religionen und Kirchen. Er könne „aus Sicht von Peres … bei diesem Prozess eine wichtige Rolle einnehmen …, [da er] von vielen Vertretern anderer Religionen als moralische Instanz geachtet werde.“[21]
Die Vereinten Nationen als Instanz einer neuen Religion, einer Autorität für Ethik und Moral, mit dem Papst an der Spitze? Dieser Gedanke ist inzwischen immer weniger utopisch und exotisch. Schon im Jahr 2002 erschien eine entsprechende Pressemitteilung in einem katholischen Organ. Unter der Überschrift „UNO: ‚Zehn Gebote‘ für die moderne Welt. Das ‚Update‘ kommt nicht vom Sinai, sondern dem ‚Earth Summit‘“, heißt es dort: „Ohne großes Medienecho wurde vergangene Woche am Earth Summit die ‚Earth Charter‘ (Erd-Charta) präsentiert. […] Mitbegründer der Initiative wie Michail Gorbatschow und Maurice Strong [Mitglieder des Club of Rome, der erklärtermaßen eine Weltregierung anstrebt] bezeichneten die Konvention als die ‚neuen zehn Gebote‘, die der ‚globalen Spiritualität‘ des neuen Zeitalters ihre Richtung geben sollen.“[22]
Unterstützer der „Earth Charter“ – darunter die Rockefeller-Dynastie – haben sogar eine Bundeslade anfertigen lassen, die Arche der Hoffnung („Ark of Hope“).[23] In ihr werden die neuen 10 Gebote der UN aufbewahrt. Am 11. September 2001 (!) wurde sie feierlich in das UN-Hauptquartier in New York getragen. Das „Update“ der Zehn Gebote fordert u. a. das Recht auf Abtreibung und freie Homosexualität.
Selbst Menschen, die mit der Bibel nicht viel anfangen können, sollten hierbei ins Grübeln kommen. Welche Botschaften werden durch diese Aussagen in Verbindung mit den spirituellen Zielen der Vereinten Nationen vermittelt, und was bedeuten sie für die Globalisierungspläne? Der Historiker und Kulturwissenschaftler Lewis Mumford fasste die Absicht der globalen spirituellen Transformation der Vereinten Nationen in Robert Mullers „Welt-Kernlernplan-Journal“ mit den Worten zusammen: „Jede Transformation ruht auf einer neuen metaphysischen und ideologischen Basis, […] einem neuen Bild des Kosmos und von der Natur des Menschen.“[24]
Dass der theosophische Welt-Kernlehrplan der UNESCO und die globale Umerziehungs-Agenda keine spontanen, sondern von langer Hand vorbereiteten Bemühungen darstellen, wird einem bewusst, wenn man die Erziehungsliteratur ab Mitte des 20. Jh. auswertet. Schon Ende der 1940er Jahre, unmittelbar nach Inkrafttreten der Charta der Vereinten Nationen im Jahre 1945, war von amerikanischen Autoritäten in Bildung und Erziehung zu hören, dass es eines Eingriffs in die Pädagogik einer Nation bedarf, um ein globales Denken unter den Kindern zu fördern, um so eine globale Regierung zu ermöglichen.
Leiter der amerikanischen NEA (National Education Association) und Sekretär der Kommission für Bildungspolitik war damals William Carr. Er schrieb: „Der Beruf des Lehrers schafft die Führer von morgen. Die Staatsmänner, die Industriellen, die Rechtsanwälte, die Journalisten … Alle Führer von morgen sind heute in den Schulen. […] Die psychologischen Grundlagen für umfassendere Loyalitäten müssen gelegt werden … Lehrt solche Einstellungen, die letztendlich zur Schaffung eines Weltbürgertums und einer Weltregierung führen … Wir können und sollten solche Fähigkeiten und Einstellungen lehren, die dabei helfen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der ein Weltbürgertum möglich ist.“[25]
Unmittelbar zuvor hatte ein anderer einflussreicher Denker und Pädagoge im NEA-Magazin geschrieben: „Im Kampf für die Errichtung einer angemessenen Weltregierung kann der Lehrer [bzw. die Lehrerin] viel tun, um Herz und Verstand der Kinder darauf vorzubereiten. […] An erster Stelle aller Instanzen, die die kommende Weltregierung gewährleisten, muss die Schule stehen und der Lehrer …“[26]
Auch heutige Autoritäten in Bildung und Politik meinen, das Ziel des neuen globalen Kernlehrplanes soll sein, Kinder und Jugendliche auf ein globales Denken und Bewusstsein auszurichten und sie als Mitarbeiter in der Errichtung einer neuen Weltregierung heranzuziehen. Im Vorwort des Buches Schooling for a Global Age (Unterricht für ein globales Zeitalter)[27] forderte beispielsweise der kanadische Erziehungswissenschaftler John I. Goodlad im Jahr 1979, dass „alle Schulen der Welt ihren Schülern dieselben globalen Menschheitsglaubenssätze beibringen sollten“. Worum es bei diesen „Menschheitsglaubenssätzen“ geht, soll später noch ausgeführt werden. Halten wir zunächst fest, dass Goodlad die Methode erwähnt, mit der dieses Ziel zu erreichen sei. Er schreibt: „Es sollten immer dieselben psychologischen Strategien angewendet werden.“ Was Goodlad hiermit meint, beschreibt er selbst: „Erleuchtetes ‚Social Engineering‘ ist erforderlich, um Situationen zu begegnen, die heute globales Handeln verlangen.“[28]
„Social Engineering“ ist ein Kunstbegriff, der in unterschiedlichen Zusammenhängen verschiedene Bedeutungen haben kann. In der Soziologie und Politik bezeichnet der Begriff eine gezielte Einflussnahme auf das Denken und Verhalten von Einzelnen oder Gruppen, und zwar zur Erschaffung oder Veränderung neuer Strukturen. In vielen Fällen soll diese Einflussnahme verborgen bleiben. In der Soziologie spricht man daher auch von „sozialer Manipulation“.[29] Es geht also um eine zielgerichtete Beeinflussung von Denk- und Verhaltensstrukturen bei Kindern und Jugendlichen. Diese Beeinflussung soll erreichen, dass die Kinder und Jugendlichen mit den Zielen und der Ideologie der Vereinten Nationen konform denken und handeln und dass sie letztendlich auch so glauben, wie es die UN will. Wie erfolgreich Goodlad war, zeigt die Realität im 21. Jh.
Dieser Plan, der nachhaltige Veränderungen hinsichtlich eines globalen Denkens herbeiführte, hat sich im Lauf der letzten Jahrzehnte zur dominanten Philosophie in Wissenschaft, Politik, Bildung, Kultur und Religion weiterentwickelt. Auch die Weltwirtschaft macht mit. Sie denkt laut darüber nach, diese Pläne durch eine globale Einheitswährung zu unterstützen.[30] Das gemeinsame Ziel ist dabei: ein neues Menschenbild für die Welt von morgen. Es geht gewissermaßen um den „Homo Unitatis“, den „Einheitsmenschen“.
In den 1970er und 80er Jahren sprang – wegen ihrer geistigen Nähe zur Theosophie – zunächst die New-Age-Bewegung auf den Zug „neue Pädagogik = neue Gesellschaft“ auf. So hieß es etwa in dem Buch Die sanfte Verschwörung (Engl. The Aquarian Conspiracy) der esoterischen Bestsellerautorin Marilyn Ferguson, dass „man nur dann eine neue Gesellschaft haben könne, wenn man die Bildung für die jüngere Generation ändert.“[31] Mit Unterstützung von Kunst, Musik und Entertainment dauerte es nicht lange, bis auch die konservativere Gesellschaft Amerikas und anderer UN-Mitgliedstaaten Schritt für Schritt an das „New Age“, das neue Zeitalter, herangeführt wurde. Zu dieser Zeit beschäftigten sich nur Wenige mit den globalen Zielen und ideologischen Überzeugungen der Vereinten Nationen.
Mitte der 1980er Jahre verlangten führende Persönlichkeiten des amerikanischen Bildungssystems erstmals konkrete Maßnahmen von anderen Staaten. Nach einem Bericht der Education Week forderte Gordon Cawelti, ehemaliger Präsident der ASCD[32] und Mitbegründer des Welt-Kernlehrplans, im Jahr 1985 von einigen westlichen Staaten und Japan „die Entwicklung und Umsetzung eines Welt-Kernlehrplans, der auf der Erkenntnis basiert, die der menschlichen Spezies ein friedvolles und kooperatives Leben auf diesem Planeten ermöglicht“.[33] Denn ganz nach den Vorstellungen Mullers und der UN sieht der Kernlehrplan vor, dass „er von allen Nationen verbindlich angenommen“ wird und dass „alle Menschen dieser Erde zu Friedenswerkzeugen herangebildet werden“.[34]
Nur kurz nach dem Appell an die UN-Mitgliedsstaaten, den Welt-Kernlehrplan in den Schulen verbindlich umzusetzen, nämlich im Jahr 1991, verlieh der damalige Bildungsminister der USA, Chester Finn jr., der Bildungsreform neuen Nachdruck. Es ist bemerkenswert, wie er in diesem Zusammenhang den traditionellen Bildungsansatz umschrieb: „Wir brauchen Motoren der Veränderung (change agents), die die Verantwortung tragen in jenen Schulen – keine Bewahrer fest verwurzelter Interessen und verkrusteter Praktiken.“[35]
Dass man nun mehr Nachdruck auf die Umsetzung des UNESCO-Bildungsplanes legte, indem man die Schlüsselpersonen, also Institutionen, Lehrer und Schuladministration vor Ort zur Verantwortung rief, war nur konsequent. Neu waren der Ton und die Wortwahl, mit der nun der traditionelle Lehransatz herabgewürdigt wurde. Genau genommen war Chester Finns damalige Aussage ein Appell an die Lokalpolitiker und Schulleitungen, sich um die Schulen zu kümmern, die nach traditionellem Welt- und Menschenbild unterrichteten. Im anglo-amerikanischen Kontext bedeutete dieser „traditionelle Lehransatz“ meist eine Orientierung an biblisch-christlichen Werten.
Noch im selben Jahr verkündete George W. Bush, der immerhin den Evangelikalen seines Landes nahestand, das strategische Bildungsprogramm „America 2000“. Auch er ging auf Distanz zu „veralteten Vorstellungen“: „Nationen, die an altbackenen, veralteten Vorstellungen und Ideologien kleben, werden schwanken und fallen. Deshalb steh ich heute hier und sage, dass sich Amerika vorwärtsbewegen wird […] Neue Schulen für eine neue Welt […] Erfindet die amerikanische Schule neu, fangt buchstäblich von vorn an … Unsere Herausforderung besteht aus nichts Geringerem als einer Revolution in der amerikanischen Bildung.“[36]
„Altbacken und veraltet“ bezog sich nicht auf die Erziehungsmethoden des 19. Jahrhunderts, als man die Schüler mit Rute und Stock „gefügig“ machte. Hier ist von „Ideologien“ die Rede. Hier ist offenbar die biblisch-christliche Vorstellung von Bildung und Erziehung gemeint, die angesichts eines evolutionär-humanistischen Bildungsplanes der UNESCO mit seiner spirituellen Ausrichtung an dem New-Age-Manifest als „verkrustet“, „veraltet“ und „altbacken“ betrachtet wird. Kann es sein, dass die traditionell-christlichen Überzeugungen einer Bildungsreform der UNESCO im Wege stehen? Das christliche Erziehungsmodell basiert schließlich in erster Linie auf einer starken Eltern- Kind-Beziehung. Könnte es sein, dass ein junger Mensch, der in seinem Elternhaus mit Werten aufwuchs, die sich an absoluten Normen und ethischen Prinzipien ausrichten – dazu gehören Wahrheit, göttliche Gebote, Schöpfung und Schöpfer – als Sand im Getriebe einer globalen Vereinheitlichung und ethischen Gleichschaltung empfunden wird?
Wenn biblische Wahrheit das Weltbild eines Kindes geformt hat, wird es okkulte und letztlich destruktive Ideale erkennen und sich von ihnen nicht so leicht verführen lassen. Wenn allerdings seine Glaubensgrundsätze von Fernsehen, Kino und fiktiver Literatur oder von Massenmedien im Allgemeinen und populärer Kultur geprägt sind, werden die Schulen das neue Paradigma in seinem Kopf leichter verankern und verstärken können.[37]
Die neuen Bildungsstrategen wollen übrigens nicht bei unseren Kindern Halt machen. Der Pädagoge und Medienwissenschaftler James Becker schreibt: „Auch Eltern und die allgemeine Öffentlichkeit müssen erreicht werden, sonst befinden sich die Kinder und Jugendlichen, die in global ausgerichteten Programmen integriert sind, im Konflikt mit den Werten, die sie von Zuhause übernommen haben. Und dann wird die pädagogische Einrichtung ständig kritisch geprüft und muss sich zurücknehmen.“[38]
Die Familie und ihre festen (sprich: im christlichen Weltbild verankerten und auf der Bibel gegründeten) Werte sollen also durch eine globale Menschheitsfamilie mit ihren nur noch relativen Werten ersetzt werden. Nur so kann der Welt-Kernlehrplan an alle Kulturen, Religionen und Anschauungen angepasst werden. Der Sozialpädagoge Raymond English schrieb bereits in den 1990er Jahren: „Kritisches Denken bedeutet, nicht nur zu lernen, wie man selbständig denkt, sondern auch zu lernen, wie man die traditionellen Werte in der eigenen Gesellschaft untergräbt. Man denkt nicht ‚kritisch’, wenn man die Werte akzeptiert, die Mama und Papa einem beigebracht haben. Das ist nicht kritisch!“[39]
Schon unter dem Ratsvorsitz von Julian Huxley[40], dem ersten UNESCO-Generalsekretär, hatte die UNESCO ein „Handbuch für Lehrer“ herausgegeben, in dem zum Ausdruck kommt, dass man die (traditionelle) Familie als Gefahr für die Entwicklung von Kindern betrachtet. Dort heißt es: „Schon vor Schuleintritt ist der Verstand des Kindes stark geprägt und dies oft in einer schädigenden Weise, nämlich durch frühere Einflüsse in der Familie.“[41]
Natürlich kann das sein. Nicht selten ist die Familie Hort körperlichen und auch geistigen Missbrauchs. Es kann nicht geleugnet werden, dass oft gerade besonders religiöse Eltern ihren Kindern einen bleibenden Schaden zufügen. Wer Gott etwa für grausam und rachsüchtig hält und seine Kinder entsprechend behandelt, sie also ohne Liebe und Vernunft erzieht, kann bei seinen Schutzbefohlenen großen Schaden anrichten. Aber wer beurteilt, wer das „richtige“ Gottesbild hat? Wird der Staat hier nicht zur Religionspolizei? Ist aber die von einer nicht weniger schädlichen religiösen Ideologie getriebene Indoktrinierung und Gleichschaltung seitens der UN die Lösung? Das Problem eines globalen Ansatzes beim Eingriff in die vorschulische Erziehung ist das Überstülpen einer globalen Ideologie und die angestrebte Entmündigung aller Eltern – ohne Rücksicht auf den Einzelfall.
Zu der Umstrukturierung der Gesellschaft durch die Vereinten Nationen gehört auch eine Veränderung des Rollenverständnisses von Mann und Frau. Neben Feminismus und Homosexualität ist es nicht zuletzt der sogenannte Genderismus oder das Gendermainstreaming, das die Bedeutung von Familie und Eltern-Kind-Beziehung neu definieren will.
Im Allgemeinen wird Genderismus als eine Ideologie verstanden, die die vollkommene Gleichstellung der Geschlechter in allen Lebensbereichen anstrebt. Etappenziele und Gradmesser sind die Einbindung von Frauen ins Erwerbsleben sowie die Nivellierung von männlichen oder weiblichen Rollenbildern. Beim genaueren Hinsehen stellt man fest: Hinter dem Begriff Genderismus verbirgt sich eine politische Strategie der Vereinten Nationen sowie ihrer Denkfabriken und „One-World-Organisationen“. Erstmalig wurde der Begriff „Gender Mainstreaming“ 1984 auf der 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi formuliert. Seitdem wurde er auf UN-Konferenzen und im europäischen Verwaltungswesen etabliert, ohne dass es darüber je eine offene Diskussion gegeben hätte.[42]
Unter dem Deckmantel der Gleichstellung wird seither versucht, die Geschlechtsidentität eines Menschen aufzulösen. Im Mittelpunkt steht die Behauptung, dass es zum Freiheitsrecht des Menschen gehöre, sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung selbst zu wählen. Er könne also entscheiden, ob er Mann oder Frau, hetero- oder transsexuell sein wolle. Gender ist somit Teil des neuen Menschenbilds der UN. Und es beansprucht in jedem Fall gesellschaftliche Akzeptanz. Nach diesem neuen Bild bedeutet „Gender“ das „gesellschaftliche Geschlecht“ und „Sex“ das „biologische“. Dahinter steht der Versuch, den Menschen von jeglichen angeblich natürlichen, traditionellen Auffassungen zu befreien.
Um die Geschlechter gendergerecht zu formen, bedarf es einer Umerziehung, die so früh wie möglich stattfinden soll. Nach dem Plan der UN bedarf es einer geistigen Geschlechtsumwandlung, die nach Möglichkeit schon in der Krippenerziehung beginnt. Der Gedanke dabei ist, dass ein auf diese Art umerzogenes, d. h. „gegendertes“ Kind früh begreifen lernt, dass es nicht (nur) Mann und Frau oder Papa und Mama gibt. Das geht soweit, dass auf britischen Antragsformularen die Begriffe „Vater“ und „Mutter“ mit „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“ ersetzt wurden. Ebenso muss in amtlichen Publikationen in der Schweiz seit 2010 statt Vater und Mutter „Elter 1“ und „Elter 2“ stehen.
Dieser Trend, nämlich die Geschlechter aufzuheben, wird auch von der EU gefördert. So gibt das Europäische Parlament eine Broschüre heraus, in der empfohlen wird, die Nutzung der Bezeichnungen „Frau“, „Madam“, oder „Seniora“ aufzugeben. In den Augen der EU sei die Verwendung dieser Wörter diskriminierend, weil sie die sexuelle Identität der Frau aufzeigt.[43] Doch der Genderwahn geht noch weiter. So beschloss die EU schon im Jahr 2008, Fernsehwerbung zu verbieten, die Frauen bei der Hausarbeit zeigt, weil diese Arbeit, so die Begründung, „für Frauen entwürdigend sei“.[44]
Anscheinend wird alles getan, „damit die Familie nicht mehr zusammen bleibt. Die Frauen sollen arbeiten, und immer mehr Menschen bleiben alleinstehend. Kinder werden als Babys bereits von der elterlichen Erziehung entfernt und politisch korrekt indoktriniert. Den jungen Mädchen werden als Vorbild nicht mehr die Familie und die Erziehung der Kinder vorgegeben. Vielmehr sollen sie Leistung erbringen und eine ‚Karriere‘ verfolgen. Mädchen wird erzählt, sie müssen genau so sein wie Jungs, und umgekehrt. Man will den geschlechtslosen Menschen, das Neutrum erzeugen. Frauen sollen maskuline Mode tragen, wie Hosen, und Männer sich immer femininer geben.“[45]
Zusammenfassend kann man sagen: Der Genderismus zielt auf die Zerstörung der Familie als Keimzelle der Gesellschaft. „Gender-Mainstreaming“ ist eine kulturelle Revolution. U. a. geht es de facto darum, Homosexuelle und Lesben gesellschaftsfähig zu machen. Widerstand und jede Form von Kritik werden mehr und mehr ausgeschaltet und als „Homophobie“ kriminalisiert. Die Gender-Ideologie ist im Jahre 2008 sogar in die Lehrpläne der Schulen und Kindergärten eingedrungen. Ihr sozial-revolutionärer Kern ist auch die (Hyper-)Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen durch den staatlichen Sexualkundeunterricht.
Das „Gendermainstreaming“ steht nicht nur im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Biologie, Neurologie und Psychologie über die natürliche Geschlechtsdifferenz von Mann und Frau. Es steht auch im Konflikt mit dem Menschenbild der Bibel. Es beruht auf dem evolutionären Prinzip des Stärkeren und schafft einen soziologisch unlösbaren Konflikt. Das UN-Paradigma löst sowohl die Vater- wie auch die Mutterrolle auf, die Gott beiden übertragen hat. Beide haben von Gott laut Bibel eine nicht vertauschbare und geschlechtsspezifische Rolle übertragen bekommen, die nicht von dem jeweils anderen übernommen werden kann – zumindest nicht ohne Schaden für die Entwicklung eines Kindes. Um in einer biologisch-medizinischen Analogie zu sprechen: Das Herz ist kein Gehirn und das Gehirn kein Herz. Nur beide zusammen und in ihrer ursprünglichen von Gott gegebenen Beschaffenheit und Funktion erfüllen den Zweck, den Körper am Leben und gesund zu erhalten. Das gleiche gilt für Familie und Gesellschaft. Das christliche Menschenbild versteht Mann und Frau als eine Komplementärschöpfung. Beide zusammen wurden zum Bilde Gottes geschaffen (1. Mose 1,27), und nur in dieser Schöpfungsordnung kann sich eine Familie langfristig gesund und glücklich entwickeln.
Um diesem Angriff auf Ehe und Familie entgegenzuwirken, bedarf es einer liebevollen gegenseitigen Neubesinnung auf Werte, die das Überleben einer Gesellschaft seit Jahrtausenden möglich machen. Deshalb wurde der Schutz der Familie auch im Grundgesetz verankert.[46] Allerdings stellt sich die Frage: Wie lange bleibt das noch so? Denn schon vor über 50 Jahren fing man an, das biblische Bild der Familie zu demontieren. Damals, am 29. Juli 1959, schaffte nämlich das Bundesverfassungsgericht das Familienoberhaupt ab.[47] Die Begründung: Es widerspräche dem Gedanken der Gleichberechtigung.
Jede Familie muss sich heute entscheiden, ob sie sich an einem christlichen Verständnis von Familie und Erziehung orientieren will – mit den ethischen Normen, die sich an der Bibel ausrichten – oder ob sie sich einer von der UN geschaffenen Transformation aussetzen möchte. Diese baut immerhin auf einem theosophischen Menschenbild auf, das in zunehmendem Maße die Fingerabdrücke eines totalitären Weltstaates trägt und das das Menschsein seiner ideologischen Ausrichtung anzupassen sucht.
Was auf den ersten Blick harmlos und vernünftig zu sein scheint, ist in Wirklichkeit getrieben von einer Philosophie, ja, einem Glaubenssystem, das dem christlichen Glauben (zumindest nach der Definition der Bibel) zuwiderläuft. Zu den ideologischen Grundlagen der Bildung, wie sie von der UN verwirklicht werden soll und wie sie vom „Council for Global Education“ für ein „erleuchtetes Zeitalter“ und eine „planetare Zivilisation“[48] vorgesehen ist, gehören vier Pfeiler: Pantheismus, Monismus, Polytheismus und Evolution (siehe Kasten zu diesem Artikel). Betrachtet man das Welt- und Menschenbild der Vereinten Nationen unter dem Vorzeichen dieser vier Glaubensgrundsätze, so ist die philosophische und spirituelle Agenda der UN im Grunde genommen nichts anderes als ein Aufleben von Neuheidentum und okkulter Theosophie.
Bibel / absolute Werte (bibelorientiertes Weltbild) |
Humanismus / relative Werte (evolutionäres Weltbild) |
Weltethos / globales Bewusstsein (theosophisches Weltbild) |
Bibel enthüllt die Wahrheit. (Johannes 17:17) |
Vernunft, Wissenschaft und Philosophie erklären die Wahrheit. | Gefühle und die Erfahrung der Einheit mit dem Ganzen erklären die Wahrheit. |
Gott ist persönlich. (Johannes 1:1.14; 3:16) |
Gott ist nicht existent. | Eine pantheistische Kraft ist in allem/n wirksam. |
Gott schuf die Erde. (Kolosser 1:18) |
Die Erde entwickelte sich zufällig. | Die Erde entwickelte sich durch ihre eigene Kraft (Gaja) |
Gottvertrauen führt zum Erfolg. (Sprüche 3:5-6) |
Selbstvertrauen führt zum Erfolg. | Vertrauen auf die Kraft, die aus der Einheit mit dem Ganzen kommt. |
Gut und Böse sind unvereinbar. (2. Korinther 6:14-15) |
Gut und Böse sind relative Begriffe und moralische Altlasten der Religion. | Gut und Böse (alle Gegensätze) ergänzen sich und führen zur Ganzheit. |
Der Mensch ist Sünder. (Römer 3:10-19) |
Der Mensch steht im Zentrum seines Denkens und Schaffens. | Der Mensch ist Teil des Göttlichen und entwickelt sich zum „Übermensch“ bzw. „Gott“. |
Der Mensch braucht Erlösung durch den Schöpfer-Gott. (Römer 3:23-26) |
Der Mensch bedarf keiner Erlösung. | Mensch erfährt durch die Einheit mit dem Kollektiv Erlösung („Welt-Frieden“) |
Schematischen Vergleich des Transformationsprozesses der letzten 250 Jahre hin zum globalisierten Welt- und Menschenbild.
Der scharfe Kontrast zwischen dem judäo-christlichen[49] Welt- und Menschenbild und dem der Vereinten Nationen lässt eine klare Zielrichtung erkennen: der autonome Mensch als Zentrum aller Dinge, der sich zum „Übermenschen“ und „Gott“ entwickeln will und der daher das Recht zu haben glaubt, seine Regeln und Gebote selbst zu bestimmen. Die Menschheit im Strudel einer jahrtausendealten Lüge: „Ihr werdet sein wie Gott!“ (1. Mose 3,5) In Anbetracht dieser Entwicklung wird deutlich, warum ein Schöpfergott mit seinem Plan für diese Welt im Welt-Kernlehrplan keinen Raum findet.
Unsere Schüler lernen nicht länger Lesen, Schreiben, Geschichte, Mathematik und Moralität, wie wir es einst nach dem biblisch-christlichen Weltbild als grundlegend erachteten. Nicht verantwortungsvolle Staatsbürgerschaft, sondern Weltbürgerschaft ist das Ziel. Nicht Persönlichkeit und Charakter, sondern Massenseele und Kollektivbewusstsein sind gefragt. Die neue Bildungsagenda der Vereinten Nationen, die unsere Schulen zunehmend infiltriert, wurde entwickelt, um eine neue Generation von postmodernen, progressiven Schülern zu trainieren, die alles zu glauben haben, was immer einem vorgegebenen „Gemeinwohl“ dienen soll. Wenn ihre Erzieher schließlich erfolgreich sind, werden die Studierenden von morgen weder die Fakten noch die Freiheit haben, selbstständig zu denken. Ihr Einheitsverständnis wird sich auf einer globalen und kollektiven Ethik, dem Weltethos[50], gründen und nicht auf Demokratie und christlichen Werten.
Dringender nötig denn je ist die Abkehr von einer von Massenmedien gesteuerten Indoktrination als Ersatz für ein Denken, das sich an der Wahrheit ausrichtet. Was wir brauchen, ist die wahre Grundlage von Wissenschaft, Bildung und Erziehung. Die christliche Bestseller-Autorin Ellen Gould White (1827-1915) schreibt: „Die Wissenschaft wahrer Bildung ist die Wahrheit.“[51]
Die Fragen, die hinter dieser Aussage stehen, sind für die kommende, aber auch schon die jetzige Generation von größter Bedeutung: Bekommen Kinder und Studenten von Lehrern und Schulen, die einem Welt-Kernlehrplan folgen, Bildungsinhalte vermittelt, die auf unveränderlichen und absoluten moralischen Prinzipien beruhen? Wird in Zukunft in unseren Bildungsstätten die Unterscheidung von Richtig und Falsch noch eine Bedeutung haben?
Dienen das Menschen- und Weltbild der Vereinten Nationen und deren Weltkernlehrplan tatsächlich der Förderung von Bildung, Wohlstand und Frieden? Oder werden diese Werte nicht eher gefährdet, indem sich eine esoterisch-okkulte Weltanschauung allmählich als sozialistische Kollektivdoktrin entpuppt?
Wer die ideologischen Fundamente und Baumaterialien des neuen pädagogischen „Gebäudes“ der UN in seiner ganzen Tragweite versteht, erkennt, dass die „Neuerschaffung“ des global vereinheitlichten und in seinen Werten umprogrammierten Menschen zum moralischen „Einsturz“ unseres Schulsystems und der Familie führen muss – und damit auch zum Einsturz der Gesellschaft selbst.
Mancher mag einwerfen: „Aber die Vereinten Nationen können doch als repräsentatives Organ der Weltgemeinschaft nicht falsch liegen! Es ist doch die ‚Weltgemeinschaft‘, die Mehrheit der führenden Politiker, Pädagogen, Staatsmänner und religiösen Führer, ja, sogar die Mehrheit der ‚Wohltätigkeitsorganisationen‘, die dieses globale Unterfangen unterstützen.
Wer diesem naheliegenden Gedanken folgt, dem sei in Erinnerung gerufen, dass die Mehrheit noch nie ein gutes Argument für die Wahrheit war. Die Wechselbeziehung zwischen politischen oder religiösen Diktaturen einerseits und der Bildung der Bevölkerung andererseits hat dies mehr als einmal belegt. Nicht umsonst sagte Adolf Hitler: „Gib mir die Kontrolle über die Lehrbücher, und ich werde den Staat kontrollieren.“[52] Hitler war nicht der Einzige, der Bildung als Grundlage für die Umsetzung neuer Ideologien und Regierungsformen erkannte. Auch Lenin schrieb: „Gebt mir eure Vierjährigen, und in einer Generation werde ich einen sozialistischen Staat aufbauen“. Bei dem Welt-Kernlehrplan geht es diesmal jedoch nicht nur um eine nationale Gleichschaltung, sondern um eine globale. Wir sind durch die Geschichte gewarnt.
Die Masse oder Mehrheit hat sich noch nie wirklich für die Wahrheit interessiert und an ihr orientiert. Die Masse fragt nicht: „Ist das wahr?“, sondern „Was sagen und denken die anderen?“ Daher rät die Bibel: „Du sollst der Masse nicht zum Bösen folgen, indem du dich nach der Mehrheit richtest und so das Recht beugst.“ (2. Mose 23,2)
Anlässlich des bevorstehenden Treffens zahlreicher Vertreter der wichtigsten reformierten Kirchen mit Vertretern anderer Religionen zum „World Parlament of Religions“ in Chicago meldete sich Spurgeon, der große britische Erweckungsprediger des 19. Jahrhunderts, zu Wort. Ziel der damaligen Zusammenkunft war ein globaler ethisch-religiöser Konsens. Seine klaren Worte wirken noch nach Jahrzehnten eines Einheitsstrebens der Kirchen (Ökumene) und Religionen (Weltethos) wie ein Glockenschlag an der Uhr derer, die noch nicht verstanden haben, wohin der Zug in Sachen globaler Agenda fährt.
Geradezu visionär schrieb Spurgeon: „Von allen Seiten hören wir das Rufen nach Einheit in Diesem und Einheit in Jenem. Was wir in diesem Zeitalter aber für unseren Geist am dringendsten benötigen, ist nicht Vereinheitlichung, sondern Gewissenhaftigkeit. Erst rein, dann friedfertig. Es ist einfach, nach einer Allianz zu rufen. Doch eine Einheit nicht auf die Wahrheit Gottes gegründet ist eher eine Verschwörung als eine Gemeinschaft. Liebe, natürlich, aber die Liebe zu Gott ebenso wie die Liebe zu Menschen. Und Liebe zur Wahrheit ebenso wie die Liebe zur Einigkeit. Es ist äußerst schwierig in diesen Zeiten, seine Treue zu Gott und der Brüderlichkeit unter den Menschen aufrecht zu halten. Sollte nicht die Erhaltung der ersteren der letzteren bevorzugt werden, wenn beide nicht aufrechterhalten werden können?“ [53]
Und der amerikanische Theologe John C. Whitcomb, jr. wird noch deutlicher: „Unterschiedlichkeit und Spaltung sind unendlich viel mehr wert als eine satanische Einheit. […] Satan will Einheit, in was…? Im Irrtum! Gott hingegen lieber Trennung auf Grund der Wahrheit.“[54]
Es wird der Eindruck erweckt, in dem neuen Bildungs- und Wertesystem der Vereinten Nationen ginge es um alt oder neu. Doch dies lenkt nur davon ab, worum es wirklich geht – um wahr oder unwahr, Christus oder Anti-Christus, Bibel oder Menschenrechte, 10 Gebote oder World Charta.
Der biblische Schreiber Paulus warnte vor 2000 Jahren eindringlich davor, seine Hoffnung und Zukunft auf menschliche Philosophie zu setzen. Er schrieb:
„Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.“ (Kolosser 2:8)
Die Vision der Vereinten Nationen für eine neue Welt mit einem neuen Menschenbild mag für viele eine Verlockung sein. Es ist jedoch zu befürchten, dass wir eines Tages aufwachen werden und feststellen, dass das Hineinpfuschen in die göttliche Ordnung ein Fehler war – ein Fehler, den wir dann möglicherweise nicht mehr reparieren können.
QUELLEN:
[1] David Crosby in: “The Rolling Stones Interviews”; Rolling Stone Press, 1981
[2] Melinda Harmon, Oberste Richterin, Landesgericht Texas, in einem Urteilsbeschluss von 1996.
[3] J. M. Becker, Schooling for a Global Age, („Schule für ein globales Zeitalter“), 1979, XIII.
[4] Alle Bibeltexte nach Luther 1984.
[5] Jesus Christus in Johannes, 14,6.
[6] Benjamin Bloom, „Major Categories in the Taxonomy of Educational Objectives“, („Die wichtigsten Kategorien der Taxonomie von Lernzielen“), (1981), 185.
[7] Social Engineering ist ein sozial-politischer Prozess bzw. bzw. ein Plan zur Veränderung gesellschaftlicher Strukturen, mit dem Ziel bei Personen(gruppen) ein bestimmtes Verhalten herbeizuführen.
[8] UN-Rat für globale Bildung.
[9] http://www.globaleducation.org/
[10] World Core Curriculum for Global Education, www.unol.org/rms/wcc.html
[11] Robert Muller, „A World Core Curriculum“ (Ein Welt-Kernlehrplan), 13.
[12] Robert Muller, zitiert in: „United Nations‘ Robert Muller – A Vision of Global Spirituality,“ by Kristin Murphy, The Movement Newspaper, September 1983, 10.
[13] Helena Petrovna Blavatsky vermengte östlichen Religionen mit westlichem Okkultismus. Sie gründete im Jahr 1875 in New York City die theosophische Bewegung. Die Theosophie war und ist in erheblichem Maße an der Begründung und Verbreitung der New-Age-Bewegungen beteiligt.
[14] In den frühen 1900er Jahren verbreitete Alice A. Bailey die Lehren der Theosophie in den USA und gründete im Jahr 1922 in New York City die Lucifer Publishing Company, die ein Jahr später in „Lucis Publishing Company“ umbenannt wurde. Zwischen 1922 und 1949, veröffentlichte Bailey 24 Bücher über „Offenbarungen“, von denen sie behauptete, sie von dem tibetischen spirituellen Meister „Djwhal Khul“ erhalten zu haben. Noch heute ist „Lucis Trust Inc.“ ein Presseorgan der Vereinten Nationen. Bailey lehrte, dass der „Spirituelle Welt-Lehrer“ bald erscheinen und die Welt in das Zeitalter des Wassermanns führen werde. Es sei die Aufgabe ihrer Anhänger „den Weg für seine bevorstehende Erscheinung vorzubereiten.“
[15] Dr. Robert Muller, aus seiner Ansprache vor der UN im Juni 1989.
[16] Robert Muller, World Core Curriculum Manual (Welt-Kernlehrplan-Handbuch), (1986), Vorwort.
[17] Robert Muller, New Genesis – Shaping a Global Spirituality, 169 – 170. (Die neue Schöpfung – Die Formung einer globalen Spiritualität).
[18] Ebd., 117.
[19] Ebd., 126-127.
[20] www.israel-nachrichten.org/archive/11592
[21] http://blog.zdf.de/papstgefluester/2014/09/05/un-der-religionen/
[22] LSN.ca/kath.net, UNO: „Zehn Gebote“ für die moderne Welt, www.kath.net/news/3335.
[23] www.arkofhope.org/
[24] Robert Muller, „World Core Curriculum“ (Welt-Kernlehrplan), I, 19 (1989).
[25] William Carr „On the Waging Peace“ (Über kriegerischen Frieden), 496, erschienen im Oktober 1947 im Journal NEA (National Education Association).
[26] J. Elmer Morgan, im NEA Leitartikel „The Teacher and World Government“ (Der Lehrer und die Weltregierung), 1946.
[27] John I. Goodlad im Vorwort von: James M. Becker, Schooling for a Global Age, (1979).
[28] Ebd. Wörtlich: “Enlightened social engineering is required to face situations that demand global action now.”
[29] „Social engineering im engeren Sinne bedeutet die Manipulation der Bevölkerungs-, Sozial- und Altersstruktur einer Gesellschaft durch staatliche Maßnahmen wie Eugenik, Geburtenkontrolle, Familienmaßnahmen etc.“ Definition Wikipedia: Social Engineering [Social-political].
[30] Nicola Taubert, „Vom Kaufen und Verkaufen. Das global-politische Finanzimperium“, Video-Vortrag (QuoVadis Verlag, 2009). Siehe auch „Weltethos – Caritas in Veritate und die Liebe zur Wahrheit. Die Neue-Welt-Ordnung und die Aufhebung der Zehn Gebote“ (QuoVadis Verlag, 2011).
[31] Marilyn Ferguson, The Aquarian Conspiracy [„Die sanfte Verschwörung“], (1980) 280.
[32] Association for Supervision and Curriculum Development (Vereinigung für Supervision und Lehrplanentwicklung).
[33] Education Week, 27.11.1985, Vol. 5 Issue 13, 8; Educator Proposes a Global `Core Curriculum.
[34] Declaration of Human Responsibilities for Peace and Sustainable Development (Erklärung für menschliche Verantwortung in Bezug auf Frieden und nachhaltige Entwicklung), San Jose, Costa Rica, vom 25. bis 30 June, 1989.
[35] Chester Finn jr. ehem. Erziehungssekretär USA in „Reinventing Local Control“ („Die Neuerfindung der örtlichen Kontrolle“), Seite 32, erschienen in „Education Week“, 23.01.1991
[36] George W. Bush jr., „America 2000: A Strategy for Education“ (Amerika 2000: Eine Strategie für Bildung), 50f. und 55. Erschienen 1991 beim US-Department of Education.
[37] Berit Kjos, Brave New Schools (1996), 45.
[38] John Goodlad, in: James Becker, Schooling for a Global Age, (Unterricht für ein globales Zeitalter); (1979), xiii, xvii.
[39] Raymond English, „Research and Improvement in the Social Studies: Reflections of a Private Sector Practitioner“ (Forschung und Verbesserung sozialer Studien); vorgestellt auf dem Nationalen Beratungsausschuss für Bildungsforschung und Verbesserung im April 1987.
[40] Julian Huxley (1887-1975) wurde 1946 erster Generalsekretär der UNESCO und strenger Vertreter des humanitären Evolutionismus.
[41] John A. Stormer, „None Dare Call It Treason“ (Keiner wage es, von Verrat zu sprechen), (1964), 112.
[42] http://de.dfuiz.net; Punkt 3.2.4. Genderismus, Abschnitt 3.2.4.2 „Fehlende Legitimierung“.
[43] Alles Schall und Rauch Blog, „Mutter und Vater werden abgeschafft“, 14. Okt. 2011.
[44] http://www.welt.de/2391730; „EU will Werbung mit Hausfrauen am Herd verbieten“.
[45] Dr. Lawrence Dunegan in einer Vortragsaufzeichnung von Dr. Richard Day aus dem Jahr 1969; zitiert bei Gerhard Wisnewski, „Enthüllt: Die Pläne der »Weltelite« – und wie sie wahr werden“ (Online Artikel, Kopp-Verlag, 28.03.2015).
[46] Artikel 6, Absatz 1, Grundgesetz.
[47] Gleichberechtigungsgesetz (GleichberG) vom 18.06.1957 (BGBl. I, 609); Familienrechtsänderungsgesetz vom 11.08.1961 (BGBl. I, 1221); BVerfGE 3, 225 (239 ff.); 10, 59 (72 ff.); BOEHMER, G.: Einführung in das Bürgerliche Recht, 131, 150 ff.; CAMPENHAUSEN, A. Frh. v.: VVDStRL 45 (1987), 13.
[48] Robert Muller, The New Genesis, 117.
[49] „Jüdisch-christlich“ ist ein Begriff, der seit den 1950er Jahren verwendet wird, um die gemeinsamen ethischen Standards des Christentums und des Judentums hervorzuheben, wie sie beispielsweise die Zehn Gebote umfassen. Diese wurden Teil der amerikanischen Zivilreligion und fanden als ethische Grundlage sogar Eingang in die amerikanische Verfassung.
[50] Siehe die ausführliche Behandlung der Thematik in: Nicola Taubert, „Weltethos – Die globale Transformation“, Video-Vortragsserie (QuoVadis Verlag, 2011).
[51] Ellen G. White, Grundlagen christlicher Erziehung, 542.
[52] Jerry Bergman, Hitler and the Nazi Darwinian Worldview (2012).
[53] Charles H. Spurgeon in: Schwert und Kelle, April 1887, 196.
[54] John C. Whitcomb, jr., amerikanischer Theologe und Archäologe, aus seiner Predigt „Human Races“.
WEITERE QUELLEN:
[wpfd_single_file id=“7553″ catid=“498″ name=“George B. Chrisholm – Psychiatry of Enduring Peace and Social Progress (1946)“]
Nicola Taubert, B.Th., MAMin, ist Theologe und Vortragsredner. Er ist Vorsitzender des Medienbildungswerkes AMEN e.V. (Adventist Media Education Network) und Gründer und Leiter des Desert Spring Institute (DSI). Derzeit leitet er die Missionsschule EMET.