Nun, von einer Verfälschung der Bibel kann insofern gesprochen werden, dass bei einigen modernen Übersetzungen bzw. Übertragungen an Inhalten zugunsten manch theologischer Auslegung gefeilt wurde – nicht selten der katholischen Theologie oder Tradition. Beispiele hierfür sind Aussagen über die Gottheit Jesu, die vor allem in modernen Übersetzungen abgeschwächt wird. Oder Aussagen wie in Lukas 23:43:
„Wahrlich wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“
Lukas 23:43 (Luther 1984)
Heißen müsste es allerdings:
„Wahrlich wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein.“
Lukas 23:43 (Luther 1984)
In der ersten, von der frühen Kirche abgewandelten Form, stützt die Aussage Jesu plötzlich die unbiblische Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Mehr dazu in „Die tödliche Illusion. Die Wahrheit über Tod und Hölle.“
In Bezug auf die Zuverlässigkeitsstandards steht die Bibelforschung anderen Forschungszweigen in nichts nach. Die ursprünglichen Handschriften des Alten Testaments wurden auf Papyrus geschrieben. Papyrus verfällt sehr schnell. Aus diesem Grund wurden Schriftgelehrte eingesetzt, um die Bücher des Alten Testaments zu kopieren. Diese Schriftgelehrten unternahmen gemäß ihres Glaubens und der Ehrfurcht vor den biblischen Schriften, große Anstrengungen, um Fehler zu vermeiden bzw. zu beseitigen. Sie folgten strengen Gepflogenheiten, die sogar vorgaben, wie viele Spalten und Zeilen auf einer Seite sein durften, indem sie jede Zeile, jedes Wort und jeden Buchstaben zählten, um Fehler zu finden.
Jede Kopie mit auch nur einem Fehler wurde sofort ausgesondert und vernichtet. Aus diesem Grund ist das Alte Testament in seiner ursprünglichen Form äußerst gut erhalten geblieben. Vor dem Jahr 1947 war die älteste erhaltene alttestamentliche Kopie der massoretische Text, der auf etwa 900 n. Chr. datiert wird.
1947 wurden die Schriftrollen vom Toten Meer in Qumran gefunden. Viele der Schriftrollen stammen aus der Zeit um 150 v. Chr. und sind damit fast 1.000 Jahre älter als der massoretische Text. Die Schriftrollen vom Toten Meer lesen sich identisch mit dem massoretischen Text, die beide identisch sind mit den hebräischen Übersetzungen in unseren eigenen Bibeln. Nur ein Prozent der Abweichungen die zu finden sind, lassen sich auf Unterschiede in der Schreibweise zurückführen.
Die Zuverlässigkeit des Neuen Testaments ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Mehr als 24.000 Teil- und Vollkopien des Neuen Testaments sind heute verfügbar. Kein anderes Dokument der Antike kommt auch nur annähernd an eine so große Anzahl heran. Homers Ilias steht mit nur 643 vorhandenen Manuskripten an zweiter Stelle. So spärlich sind Kopien altklassischer Werke, dass 20 Kopien eine hohe Anzahl von Manuskripten sind.
Die neutestamentlichen Dokumente sind aber nicht nur wegen ihrer großen Anzahl überragend, sondern auch wegen der Zeitspanne zwischen den Originalautographen und ihren Kopien. Im Gegensatz zu Buddha, dessen Aussagen erst 500 Jahre nach seinem Tod aufgezeichnet wurden, wurden alle Bücher des Neuen Testaments innerhalb von nur etwa 30 Jahren nach dem Tod Jesu geschrieben. Die frühesten Kopien unseres bestehenden Neuen Testaments beginnen um 120 n. Chr.. Im Vergleich dazu hat Homers Ilias eine Zeitspanne von mehr als 500 Jahren zwischen der Verfassung und der ältesten Handschrift.
Mit anderen Worten: Kein Buch der Antike ist in der Anzahl der Manuskripte oder bezüglich dem Zeitabstand zwischen Original und Kopie mit dem Neuen Testament vergleichbar. Das Neue Testament ist im Vergleich zu anderen alten Manuskripten praktisch frei von jeglicher Korruption.
Textkritiker haben festgestellt, dass sich nur ein halbes Prozent der erhaltenen Abschriften unterscheidet. So haben 99 1/2 Prozent des Neuen Testaments absolut keine Textvariation. Die existierenden Variationen befassen sich fast ausschließlich mit Rechtschreib- oder Wortstellungsfragen. Keine einzige Variante hat einen Einfluss auf eine Glaubenslehre. Und die Bibelforschung hat heute 100 Prozent der neutestamentlichen Abschriften vorliegen.
Ein derartiges Vertrauen, wie der Bibel entgegengebracht werden kann, lässt sich auf kein anderes Schriftstück der antiken oder klassischen Literatur übertragen. Die Genauigkeit der Übertragung in den Manuskripten der Bibel bezeugt ihre Wahrhaftigkeit.
Fortsetzung folgt.
Nicola Taubert, B.Th., MAMin, ist Theologe und Vortragsredner. Er ist Vorsitzender des Medienbildungswerkes AMEN e.V. (Adventist Media Education Network) und Gründer und Leiter des Desert Spring Institute (DSI). Derzeit leitet er die Missionsschule EMET.